Die Welt als Fabrik // Die Fabrik als Welt META

Wie könnten sich Orte der Arbeit (Fabriken, Büros, Werkstätten) in Folge der Digitalisierung verändern? Welchen Einfluss hätte der mögliche massenhafte Verlus von Arbeitsplätzen durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) auf die Räume unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens?
Die aktuelle Debatte um künstliche Intelligenzen als Auslöser radikaler Umwälzungen in unserer Arbeits- und Lebensweise wirft diese Fragen erneut als drängendes Thema auf.

Aus den Untersuchungen auf Basis dieser Fragestellungen entstanden sind zwei sich gegenseitig bedingende Blöcke:

Teil I - Die Welt als Fabrik
Seit Beginn der industriellen Revolution haben sich die Orte der Arbeit einem stetigen Wandel unterzogen. Die Architektur der Fabrik war dabei immer auch Spiegel ihrer jeweiligen Epoche, die durch Rohstoffe, den Stand der Technik und die Produkte bestimmt war.
Heute gelten Daten als der wichtigste und zukunftsträchtigste Rohstoff. Deren Erfassung und Analyse durch Systeme der künstlichen Intelligenz (KI) sind beinahe ubiquitär in unseren Lebensalltag integriert . Die Produktion und Verarbeitung dieser Daten übernehmen die Menschen dabei selbst, indem sie digitale Geräte zu Helfern ihrer alltäglichen Verrichtungen machen.
Es entsteht eine neue Form der Arbeit, die unbewusste Arbeit, die sich nicht mehr auf einen einzelnen Produktionsort beschränkt, sondern überall und zu jeder Zeit in atomisierte und phantomisierter Form stattfindet.
Damit ist die Fabrik der Zukunft kein einzelner verdichteter Ort der Produktion mehr, sondern die gesamte vom Menschen bewohnte Welt wird zur Fabrik des 21. Jahrhunderts.

Teil II - Die Fabrik als Welt
In einem großmaßstäblichen Entwurf für Augsburg wird eine mögliche Antwort auf die oben angeschnittenen Erkenntnisse geliefert.
Es ist ein ebenso radikaler, provokativer, wie poetischer und politischer Ansatz, der in einem ambivalenten Wechselspiel die Möglichkeit zum Ausstieg aus der allumfassenden Fabrik bietet, sich aber gleichzeitig dieser nicht vollständig entziehen kann.
Dabei stellt er ebenso viele Fragen, wie er zu beantworten scheint. In Bezug auf Hannah Arendts Definition der menschlichen Tätigkeiten und ihrer Analyse zum öffentlichen Raum, entfaltet sich das mögliche Modell einer neuen und erneut freien Gesellschaftsform.

Ein Auszug: „Also begannen sie, die Welt der Arbeit und die Welt der Freizeit allmählich zu verschmelzen. Und während die Räume der Arbeit immer mehr zu verschwinden schienen, so hatte die Arbeit längst die gesamte Welt erfasst.

Zunächst wurde alles Wissen aus dem Handel mit Gütern gesammelt und der Technologie zugeführt. Es folgte das Wissen über Informationen und Neuigkeiten, dann kam das Wisse über Entscheidungen. Zuletzt aber bemächtigte sich die Technologie der intimsten Räume der Menschen; ihrer Beziehungen, Gefühle und verborgenen Wünsche, ja sogar ihrer Körperlichkeit.
Die Menschen wurden zu Arbeitern der unbewussten Arbeit und sie erschufen ihre eigene Unfreiheit. So war die Welt zur alles umfassenden Fabrik geworden.

Die alten Fabriken und Produktionsorte aber, schienen auf merkwürdige Weise aus der Welt ausgeklammert. Während sie selbst von Brachflächen umringt waren, erfüllten sie keinen Zweck mehr, waren die Relikte einer vergangenen Zeit, in der vieles zwar härter und anstrengender, aber auch freier gewesen war.
Vereinzelt standen summende Kisten umher, die über Rohre in der Luft verbunden waren und von Zeit zu Zeit Produkte des täglichen Gebrauchs ausspuckten. Diese waren die Produktionshallen einer neuen Welt, in denen alles vollautomatisiert ohne jegliche Beteiligung oder Einsicht eines Menschen hergestellt wurde.

Hier waren die Orte für den Neuanfang. Hier sollte der neue Freiraum begründet werden. Und so schufen sich die Arbeiter diese neuen Inseln der Freiheit innerhalb ihrer Fabrik selbst.“

Die Rauminstallation für das House of New Realities nimmt daws Thema neu auf und transformiert es in eine erlebbare Raumsequenz. Die Inhalte werden durch interaktive Objekte auf zugängliche Weise vermittelt. Die BesucherInnen werden die beiden Räume dennoch mit mehr Fragen als Antworten verlassen.





House of New Realities
Bäckergasse 4
86150 Augsburg 
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